HVZ logo HVZ, 19. April 1999
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Im Rheingoldweg ging die Post ab

Kinder flitzten mit Bobbycars die Straße hinunter - Familienkreis räumte kräftig ab - Auch Eltern fuhren

Bad Honnef - «Du mußt ganz doll schnell fahren» letzte Anweisungen von Mutti, bevor es den Rheingoldweg hinuntergeht. Der kleine Rennfahrer ist auch ansonsten prima präpariert: Armschoner, Gummistiefel und Sturzhelm gehören zur Ausstattung des jungen Mannes, der mit seinem Bobbycar das Rennen machen durfte. Insgesamt rund vierzig Jungen und Mädchen im After von drei bis sechs Jahrer waren gestern beim ersten Bobbycar- und Seifenkistenrennen des TV Eiche mit von dar Partie. Unter der Regie von Jugendwartin Marie-José Püllen wurde dieses Rennen erstmals veranstaltet.

Das Publikumsinteresse war beachtlich groß. Kein Wunder, daß Marie-José Püllen überaus zufrieden mit der Resonanz war. Immerhin war es das erste Mal, daß in Bad Honnef ein solcher Wettbewerb ausgetragen wurde. Tierisch ernst wurde dieser freilich nicht genommen. Der Spaß stand im Vordergrund, und das olympische Motto «dabeisein ist altes» hatten sich nahezu alle auf ihre Fahnen geschrieben - auch wenn manche Mutter hinter ihrem Kind herlief und es anspornte. So war es auch bei Felix: Kaum hatte er sich mit seinem Bobbycar in Bewegung gesetzt, da blieb er auch schon wieder stehen, um zu sehen, wo seine Mutter ist. Die war hinter ihm und feuerte ihn an.

Dabei ging gestern freilich nicht nur um die meist roten Kunststoff-Gefährte, die nahezu jedes Kind besitzt. Auch - und vor allem -waren es die Seifenkisten, die das Interesse auf sich zogen. Eigens vorbereitet hatte sich der Familienkreis der katholischen Pfarrgemeinde (die HVZ berichtete). Wochenlang hatten Väter und Söhne eifrig gewerkelt, um ebenso phantasievolle wie pfeilschnelle Seifenkisten zu basteln. Die Mühe hatte sich gelohnt: Der Familienkreis hatte sich mit seinen beiden Boliden den ersten und dritten Platz erfahren. Das Siegerfahrzeug steuerte dabei Melcher Mayrand, während Tilman Schütte die andere Rennkiste sicher durchs Ziel brachte. Auf dem zweiten Platz landete Alexander Hoffmann.

Auch regelrechte profihafte Seifenkisten konnten die Zuschauer bewundern. Markus Henseier, Thorsten Hütten und Thomas Sachse waren eigens aus Wachtberg nach Bad Honnef gekommen, um teilzunehmen. "Das Wichtigste ist, daß man alle Widerstände gering hält", erläuterte Thomas Sachse, der den Bau der zweiachsigen Gefährte fast schon zur Perfektion getrieben hat. Der Maschinenbau-Student ließ sich nämlich von seinem Professor, der früher für Porsche gearbeitet hat, unter die Arme greifen. So entstand eine windschnittige Form, die Im Windkanal getestet wurde. Bis zu 74 Kilometer km/h schnell fährt Markus Hensder mit diesem Flitzer. Rund dreitausend Mark hat das Team In den Bau der beiden Rennwagen gesteckt. Jan Martenson und Frantz Konzen aus Bad Honnef haben sich der Konstruktion anderer Wagen verschrieben: Sie bringen Bobbycars so richtig auf Touren. Zu diesem Zweck kauften sich die beiden zwei gebrauchte Bobbycars und nahmen diese auseinander. Eigentlich wurde nur noch das Gehäuse verwendet – alles andere wurde ausgetauscht. Stärkere Achsen, eine breitere Spur und ein vernünftiges Kugellager sind die "Zutaten", mit denen Frantz Konzen, gelernter Maschinenbaumechaniker die "getunten" Bobbycars zusammensetzte. Und wenn Jan Martenson sich ans Steuer begibt, dann geht richtig die Post ab: An die siebzig Stundenkilometer schnell wurde er schon mit dem gelben Flitzer. "Der Rekord liegt bei diesen Fahrzeugen bei 96 km/h", verriet Frantz Konzen, der mittlerweile schon das Nachfolgemodell "EVO 2.1" gebaut hat, wobei "EVO" für "Evolutionsstufe" steht. Der Konstrukteur kennt kein Halten mehr: Zur Zelt ist das dritte Exemplar in der Mache.

Nicht nur bei Jan Martenson und Frantz Kontzen wurde gestern das Kind im Manne geweckt Auch die Väter der Bobbycar-Piloten ließen sich nicht lange bitten. Sie durften am "Elefantenrennen" teilnehmen.

 

 

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